Auf dieser CD lebt jede Blume, jeder Vogel, jede Schneeflocke. Ein zarter, ein wilder Vivaldi in einer Aufnahme, die zeigt, dass diese Vier Jahreszeiten noch längst nicht zu Ende erfunden sind.""
Vivaldis Vier Jahreszeiten gehören zu den großen Hits der Musikgeschichte und sind unzählige Male interpretiert worden. Es ist erstaunlich, wie viel diese Konzerte aushalten. Ob Pizza-Werbung mit weichgespültem Sourround-Sound oder trockener, wilder Landgang wie mit Il Giardino Armonico aus Mailand, die ihren Vivaldi historisch informiert aufführen. Jetzt ist in der Edition Winter & Winter eine weitere Einspielung erschienen, mit Uri Caine, Theo Bleckmann und dem Barockensemble Forma Antiqua. Wer jetzt denkt, zu Vivaldis Quattro Stagioni schon alles gehört zu haben, der irrt.
Perfekte Besetzung
Der Pianist und Komponist Uri Caine ist seit vielen Jahren eine gute Adresse für Menschen, die stilistisch gerne über den Gartenzaun blicken. Der Amerikaner liebt den Jazz ebenso wie die Klassik, und mit seinen unorthodoxen Mahler-, Mozart- und Wagner-Bearbeitungen ist er berühmt geworden.
Der Sänger Theo Bleckmann stammt eigentlich aus Dortmund, er arbeitet im Grenzbereich von Jazz, Neuer, elektronischer Musik und ist Professor für Jazzgesang in New York. Für sein Crossover zwischen Jazz und Klassik hat er 2010 einen Grammy bekommen. Die perfekte Besetzung für neues Vivaldi-Hören.
Ein zarter, wilder Vivaldi
Den Ausgangspunkt der Aufnahme bilden Vivaldis Sonette, die in fast belanglos wirkenden Episoden von Ereignissen im Wandel der Jahreszeiten erzählen. Caine und Bleckmann haben diese Sonette als zartes Frühlingschanson vertont, der Sommer wird zum elektronischen Experiment. Das Herbstlaub kommt poppig daher, frostig gelingt der geheimnisvoll rezitierte Winter.
Danach dürfen die jungen Wilden vom Barockorchester Forma Antiqua unter der Leitung von Aaron Zapico jeweils die entsprechenden Konzerte spielen. Dieses spanische Grüppchen spielt ungekünstelt, doch barock geschult. Ihr Klang ist klar und rein, doch kann auch verdammt dreckig klingen. Dann ist es purer Rock 'n' Roll.
Verspielt einfallsreich und zart sind die Improvisationen des Solo-Geigers Aitor Hevia. Es ist schlicht zum Niederknien, wie er etwa den Spielraum von Vivaldis "Winter" ausreizt, sodass man immer wieder von seinen melodischen Einfällen und seiner Art, die Musik zu atmen, das Tempo zu variieren, überrascht wird. Bass und Rhythmusinstrumente sorgen dafür, dass er dabei nicht abhebt.
Auf dieser CD lebt jede Blume, jeder Vogel, jede Schneeflocke. Ein zarter, ein wilder Vivaldi in einer Aufnahme, die zeigt, dass diese Vier Jahreszeiten noch längst nicht zu Ende erfunden sind.